Landes­fachstelle Präventionder Sucht­kooperation NRW

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Psychoanalytische Konzepte

16.04.2018RN

m psychoanalytischen Erklärungskonzept wird Substanzmissbrauch als Symptom einer neurotischen Persönlichkeitsstörung klassifiziert, wobei zusätzlich eine "Prämorbidität" der Persönlichkeit, d. h. eine besondere Anfälligkeit des Menschen gegenüber Sucht, angenommen wird (Bäuerle, 1989; Wöbcke, 1987). Die Prämorbidität wird durch eine Störung in der individuellen Entwicklung bedingt.

In der Regel ist damit eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung gemeint. Folge der Beziehungsstörung ist die Verunsicherung des Kindes in seinem Vertrauen zur Mutter, woraus zum einen ein übersteigertes Befriedigungsverlangen und Sicherheitsbedürfnis, zum anderen eine ständige Angst vor neuen Enttäuschungen resultiert (Bäuerle, 1989). Die Folge davon ist, dass die Belastbarkeit des Individuums stark vermindert ist. Es hat Schwierigkeiten, Spannungen und Frustrationen zu ertragen. Es neigt deshalb verstärkt dazu, bei Belastungen auf eine frühkindliche Entwicklungsstufe zu regredieren und auf entsprechende Bedürfnisbefriedigungen zurückzugreifen, wie zum Beispiel das Verschaffen von schnellem Lustgewinn.

Einen anderen Akzent im psychoanalytischen Konzept der Suchtentstehung setzt der Ansatz des narzißtisch gestörten Suchtkranken (Grond, 1989). Hier wird eine nicht vollzogene Lösung aus der Symbiose mit der Mutter zugrundegelegt, die zur Folge hat, dass das Individuum narzißtisch bleibt. Diese Persönlichkeit ist charakterisiert durch geringes Selbstwertgefühl, Furcht vor Enttäuschungen, Schwanken zwischen Größenfantasien und Minderwertigkeitsgefühlen, zu hohen Ansprüchen an die eigene Person, Realitätsverkennung, Schwierigkeiten im Umgang mit Aggression und Angst vor Beziehungen. Der Weg in die Sucht wird als Akt der Selbstverwirklichung und Selbsttherapie interpretiert. Die Schwäche des psychoanalytischen Ansatzes liegt vor allem in der mangelnden empirischen Untermauerung. In der Regel werden hierzu Fallstudien herangezogen, wobei die Beweisführung nach Schmer(1984) lediglich Interpretationsarbeit darstellt, die wiederum dem einschränkenden Denkmuster des Forschers unterliegt. Hinzu kommt, dass die Theorie nicht schlüssig erklären kann, wie die Lücke zu schließen ist, die sich zwischen frühkindlich erworbenen Prädispositionen und dem viel später im Leben auftretenden Substanzmissbrauch ergibt.


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