Landes­fachstelle Präventionder Sucht­kooperation NRW

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Aufputschmittel

Als Aufputschmittel, auch Stimulantia/Stimulanzien (lat. stimulare = anregen) werden Substanzen bezeichnet, die anregend auf den Organismus wirken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Stimulanzien als Substanzen, die die Aktivität der Nerven erhöhen, beschleunigen oder verbessern.
Bei den Aufputschmitteln handelt es sich in erster Linie um Stoffe, die mit dem Arzneimittel Ephedrin verwandt sind. Gefunden wurde Ephedrin bei der Suche nach einem wirksamen Medikament gegen Asthma. In der chinesischen Medizin wurde die Pflanze Ma Huang (Ephedra vulgaris) als wirksames Mittel gegen das asthmatische Pfeifen beschrieben. Nach Isolierung und chemischer Bestimmung der Wirksubstanz Ephedra wurde diese bald als hilfreiche Medizin gegen bis dahin kaum behandelbare Asthmaanfälle eingesetzt.

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Hilfe bei niedrigem Blutdruck

Die weitere Erforschung der unterschiedlichen Wirkungen von Ephedrin führte dazu, dass Medikamente für ganz bestimmte Zwecke entwickelt wurden. So gibt es z.B. Ephedrinabkömmlinge, die speziell auf die Luftröhrenmuskulatur wirken und somit gegen Asthma eingesetzt werden können. Andere Abkömmlinge wirken besonders auf die Ringmuskulatur der Schlagadern und werden in Deutschland zur Behandlung von niedrigem Blutdruck eingesetzt.


Gefährliche Schlankmacher

Als eine besondere Weiterentwicklung gelten die Appetitzügler, die als angeblich harmlose Mittel zum Verkauf freigegeben wurden. Nachdem festgestellt wurde, dass sie aufgrund ihrer spezifischen Wirkung abhängig machen, wurden die Substanzen wieder vom Markt genommen. Die aktuell zugelassenen Appetitzügler auf Ephedrinbasis haben dagegen nur ein geringes Suchtpotenzial.
Im Internet tauchen gesundheitsschädliche Substanzen immer wieder in Produkten auf, die als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) angepriesen werden. Diese benötigen - anders als Arzneimittel - keine Zulassung und werden daher weder auf ihre Wirksamkeit und Qualität noch auf ihre Unbedenklichkeit geprüft.


Unerwartete Nebenwirkung

Das ursprünglich als Appetitzügler entwickelte und nur auf Rezept erhältliche Mittel Methylphenidat (Ritalin) wird heute bei krankhaftem Bewegungsdrang kleiner Kinder (hyperaktives Kind, sog. Zappelkinder) eingesetzt. Ursächlich hierfür ist das Zusammenwirken biologischer, psychischer und sozialer Faktoren. Bei ca. 50 % der von einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) Betroffenen wird eine genetisch bedingte Anomalität im Gehirn vermutet.
ADHS-Leitsymptome sind z.B. Hyperaktivität, geringe Ausdauer, Ängste, Depressionen und Konzentrationsschwierigkeiten. Bei fachlich korrekter Diagnose-und Indikationsstellung führt die medikamentöse Behandlung mit Methylphenidat dazu, dass die betroffene Kinder entspannter, innerlich ruhiger und lernfähiger werden.
Ohne angemessene fachliche Abklärung und Begleitung der psychischen Auffälligkeiten wird Methylphenidat nicht selten missbräuchlich eingenommen (vgl. Amphetamin).


Zahlen zum Konsum

Nach 20 Jahren kontinuierlichen Anstiegs ist die Anzahl der Verschreibungen der ADHS-Medikamente rückläufig, bleibt jedoch auf hohem Niveau. Begründet wird diese Entwicklung mit den 2010 geänderten Arzneimittelrichtlinien. Seitdem gelten strengere Regeln für die Verordnung von Psychopharmaka: Ritalin darf nur noch von Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen verschrieben werden, um zu gewährleisten, dass Kinder das Medikament nur unter besonders geschulter Aufsicht und nicht leichtfertig einnehmen. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurden im Jahr 2014 umgerechnet 1,7 Tonnen Methylphenidat verordnet, ein Rückgang von 5% gegenüber dem Vorjahr.

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Missbrauch, Abhängigkeit und Entzug

Alle Ephedrin-Präparate besitzen mehr oder weniger stark die Wirkungen der Muttersubstanz. Die nicht selten als "Rauschmittel" eingenommenen Ephedrinabkömmlinge haben jedoch nur ein geringes Sucht­potenzial. Die größere Gefahr geht dabei von den zugelassenen Appetitzüglern aus. Auch "Ritalin" wird missbräuchlich verwendet (vgl. Hirndoping). Bei anderen Arzneimitteln dieser Art (Mittel gegen Asthma, niedrigen Blutdruck, Schnupfen und Husten) sind schon sehr hohe Dosen erforderlich, um den erwünschten "Rauschzustand" hervorzurufen (vgl. Medikamentenabhängigkeit).
Der missbräuchliche Einsatz dieser Substanzen kann anfangs zu Stimmungsaufhellungen, dann aber auch zu erheblichen Blutdruckschwankungen, Herzrasen, Depressionen sowie Wahnzuständen führen.
Im Entzug werden zumeist die Stimmungsschwankungen mit depressiven Phasen als unerträglich empfunden, weshalb Betroffene nicht selten erneut zum "Rauschmittel" greifen. Es entsteht ein Teufelskreis, der oftmals ohne professionelle Hilfe nicht durchbrochen werden kann.



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