Landes­fachstelle Präventionder Sucht­kooperation NRW

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Psychische Risikofaktoren

16.04.2018RN

Nachdem sich die Suche nach der Suchtpersönlichkeit als wenig ergiebig herausgestellt hatte, konzentrierte sich die Suche im Rahmen des Risikofaktorenkonzepts mehr auf einzelne Persönlichkeitsaspekte bzw. Merkmalskombinationen, die möglicherweise im Zusammenhang mit dem Drogenmissbrauch stehen könnten. Die Studien wurden über klassische Ansätze hinaus ausgeweitet auf die mangelnde Bewältigung von Lebenssituationen, z.B. eine unzureichende Stressbewältigung.

  • Psychopathologische Faktoren
    In einer Reihe von Untersuchungen wurde versucht, einen korrelativen Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsstörungen von Drogenabhängigen und dem Substanzmissbrauch darzustellen (Craig, 1982). Übereinstimmende Resultate in bezug auf gravierende Störungen der Persönlichkeit von Abhängigen legen daher die Vermutung nach hochkorrelativen Zusammenhängen zwischen abnormer Anpassung und schweren Formen der Substanzabhängigkeit nahe (Swaim et al., 1989).
  • Persönlichkeitseigenschaften (traits)
    Der Ansatz über charakteristische Merkmalskombinationen von Persönlichkeitseigenschaften bei Abhängigen ließ sich bisher nicht bekräftigen, zu wenig eindeutig sind die empirischen Belege.
  • Emotionale Aspekte mangelnder Lebensbewältigung
    Hinter diesem Ansatz steht die Annahme, dass emotionaler Stress aufgrund von Angst, Depressionen oder anderen Formen psychischer Beeinträchtigungen der Auslöser für den Konsum von Drogen sei, mit dem Ziel den unangenehmen Befindlichkeitszustand zu verbessern. Swaim et al. (1989) untersuchten an 563 High-School-Studenten den Zusammenhang zwischen den Stressvariablen Selbstvertrauen, Depression, Ängstlichkeit, Entfremdung, Ärger und dem Drogengebrauch. Das Ergebnis brachte keine Bestätigung der oben genannten Hypothese, was sich auch in anderen Studien gezeigt hatte (White et al., 1986; Ginsberg & Greenley, 1978). Die Autoren folgern aus ihren Befunden, dass der Konsum von Drogen, als einem Mittel der Selbstmedikation bei emotionalem Stress, eher bei Erwachsenen als bei Jugendlichen zu finden ist.

Diese Meinung findet sich jedoch nicht überall in der Literatur wieder, denn vor allem in Untersuchungen zum Zigarettenkonsum wird Stress oft als auslösender Faktor herausgestellt. Raucher berichten über erhöhten Zigarettenkonsum in Zeiten besonderer Belastung und Anspannung, was die Schlussfolgerung nahelegt, dass Rauchen eine Technik ist, mit Streß besser umzugehen (Pomerleau & Pomerleau, 1991). Billings et al. (1983) verglichen erwachsene Raucher mit Nichtrauchern und fanden heraus, dass die besonders starken Raucher im Gegensatz zu den Nichtrauchern wesentlich höhere Angst- und Depressionswerte erreichten. Unterstützt wurden diese Ergebnisse auch von Laboruntersuchungen (Schachter, 1978), die den Zusammenhang zwischen Stressauslösern wie zum Beispiel Flugzeuggeräusche, Sprechen in der Öffentlichkeit und erhöhtem Zigarettenkonsum nachgewiesen haben. Allerdings ist noch nicht geklärt, ob der entscheidende Punkt für die Stressreduktion die Nikotinzufuhr oder das Rauchverhalten an sich ist. Den Zusammenhang vonDepressivität und Konsum von weichen und harten Drogen untersuchten Paton et al. (1977) im Längsschnitt, allerdings nur über ein Jahr, an einer Stichprobe von etwa 5.500 High-School-Studenten. Dabei zeigte sich, dass bei den Studenten mit Beginn des Konsums von Marihuana auch eine depressive Stimmungslage einherging, wobei hier die Frauen signifikant höhere Werte erreichten. In Bezug auf härtere Drogen konnte eine Verminderung der Depressivität im Verlauf ihrer Konsumzeit festgestellt werden. Die Autoren interpretieren ihre Ergebnisse vorsichtig dahingehend, dass Depressivität nicht als die Ursache für Drogenkonsum anzusehen ist, sondern lediglich ein Risikofaktor für den Drogenkonsum.

Insgesamt muss der emotionale Einflussbereich als völlig ungenügend erforscht betrachtet werden (Lopez & Fuchs, 1990).


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